5.Tag - Antipaxos / Petriti

Es ist bereits 8.15 Uhr, als Rosmarie Kaffeewasser aufsetzt. Monika war diesmal nicht die Erste.
Der Skipper holt
dunkles und helles, frisches Brot. Auch Spezialitäten des Landes sind dabei,
Süßes und deftiges Gebäck.
Das Frühstück schmeckt wie immer, trotz der ständigen,
abfälligen Bemerkungen des Skipper, dass wir Dreck fressen,
weil Andreas den Frischkäse Philadelphia gekauft hat. Es wäre nur Dreck und Abfall.

 

Diesmal rastet Dieter aus und verbittet sich diese abfälligen Bemerkungen zu
unserer Ernährungsweise.
Uns allen am Tisch schmeckt dieser Käse -
am liebsten auch mit Honig oder Marmelade.

Monika und der Skipper gehen einkaufen. Rosmarie und Klaus kümmern sich um den Abwasch.

 

Dieter und Andreas haben wieder Fernsehen - ein auslaufendes Boot, schleppt  eine fremde
Ankerkette mit,
sie stoppen und kämpfen damit diese wieder los zu werden.
Sowas passiert in Gaios häufiger, wenn ungeübte Neusegler
das Boot beim anlegen falsch ausrichten.
Rosmarie und Dieter besuchen zum Abschied noch die Berliner am Nachbarboot.
Jetzt kann sich Rosmarie an die Beiden erinnern, dass wir sie am Tag zuvor gesehen haben.
Wir tauschen die Email-Adressen aus und Yvonne bietet uns an einmal bei ihnen mitzusegeln.
Yvonne und Leo wollen heute auch nach Petriti, wir hoffen sie dort noch einmal zu treffen und
verabreden uns im "Egrypos".



Es ist Eile geboten, unser Skipper will ablegen, es scheint ihm nicht zu passen,
dass wir hier auch Leute kennen.
Durch die nördliche Zufahrt verlassen wir Gaios.
Dort muß sehr gut auf seichte Stellen geachtet werden, aber
dieses Charterboot  hat einen
geringeren Tiefgang als unsere sonstigen Sun Odyssey's.

Sobald das freie Wasser erreicht ist, werden die Segel gesetzt.

 

Bevor wir allerdings den Kurs nach Petriti aufnehmen, geht es zu der berühmten, schönen Badebucht
nach Antipaxos und das bei herrlichem Segel - und Badewetter.



Monika bereitet bereits das Mittagessen vor - Serviettenknödel und Putengeschnetzeltes.
Aus den Knochen der Pute kocht sie eine herrliche Suppe mit Nudeln.

 

Der Sprung in das herrliche, türkisfarbene Wasser in der Badebucht ist eine Wohltat.
Monika läßt ein Schwimmthermometer ins Wasser, um zu sehen wieviel Grad das Wasser hat.

 

Nach kurzer Zeit fährt noch ein großes Motorboot in die Bucht, mit jungen Frauen, die an Bord
fotografiert
werden - es sieht aus wie eine Model-Fotosession.

 

Und dann kommt Leben in die Bucht, der Ausflugsdampfer trifft ein, mit zirca 60 Leuten an Bord.
Das Geschrei ist entsprechend laut.
Von dem Duft der Kochaktivitäten von Monika überkommt die Crew ein Hunger. Es wird beschlossen
das
Hauptessen für morgen aufzuheben und anstelle die leckere Suppe mit Nudeln zu essen.

Die Gäste auf dem Ausflugsboot machen eine Gaudi, sodass wir beschließen weiter zu fahren.
Der Wind steht günstig für Fahrt nach Norden und wir stellen uns auf eine gemütliche Fahrt ein.

 

Nachdem der Wind stärker wird, muß das Segel gerefft werden.
Plötzlich flucht der Skipper wieder wie ein Rohrspatz, halt, halt, Ihr macht mir mein Boot kaputt und
zerrt am
Segel und an der Reffleine: "Ihr macht mir mehr Schaden, als für die Charter bezahlt wird!".

 

Keiner weiß was los ist oder was passiert ist.
Nachdem er an den Leinen gezerrt hat, ohne uns irgendwelche Anweisungen zu geben, beruhigt er
sich wieder
und verschwindet nach unten. Alle zucken nur mit den Schultern.

 

Rosmarie, Monika, Klaus und Dieter haben schon öfter Landurlaub, auch nach einem Segeltörn,
in Petriti gemacht.
Wenn wir nach Petriti kommen, ist es für uns eine Selbstverständlichkeit in
unser Domizil "Egrypos"
zum Essen zu gehen.

 

Vor dem Fischerhafen liegt immernoch das havarierte Segelboot

Wir haben vorab auch unserem Skipper klargemacht, daß wir im Egrypos essen werden. Wir vier
freuen uns darauf Maria, Carula, Toni, Papa, Mama und alle anderen vom Egrypos wiederzusehen.
Monika versucht Andreas davon zu überzeugen auch einmal dort Urlaub zu machen,
wie wenn sie Provision dafür bekäme.

Der Skipper äußert sich verächtlich - wie kann man nur so einen Urlaub machen! - Jedem das Seine.
Es nervt, uns immer rechtfertigen zu müssen, zu dem was wir mögen.
Es ist ihm gar nicht so recht, dass wir alle zu Maria und Toni Essen gehen wollen und will alle
überreden in die
Fischer-Tarverne beim Hafen zu gehen.
Vermutlich bekommt er dort, wie in allen Stamm-Tavernen eine Provision.
Er wird keine Chance haben, daß wir unser Vorhaben ändern.

Von weitem sehen wir Petriti und ein Gefühl der Heimkehr kommt auf.
Mehrmals müssen wir kreuzen um das Ziel unter Segeln zu erreichen.
Es liegen einige Segelschiffe großzügig an der Mole vor Anker. Zwischen jedem Boot paßt noch
ein Halbes.
Auch die Berliner aus Gaios, ankern in der großzügigen Hafenzufahrt.
Am Ende der Kaimauer liegt ein Boot,
daneben sein Dinghi.
Der Skipper versucht auf englisch, dem Skipper klar zu machen, dass er sein Dinghi entfernen soll
damit er
daneben anlegen kann. Keine Reaktion, er versucht es noch einmal.
Aber auch wieder ohne Erfolg.
Er beschließt sich zwischen zwei deutsche Boote zu zwängen.
Panik kommt beim Skipper des Bootes aus Ludwigshafen auf. Doch unser Skipper kennt kein
Pardon,
mit drücken und schieben liegen wir, eingebettet, zwischen den beiden Booten.

 

Jeder hat plötzlich genügend Platz. Die Ankerketten liegen zwar übereinander,
aber auch das wird sich lösen lassen.

Wir müssen am Morgen nur als Erste ablegen, dann wäre alles wieder im grünen Bereich.
Gleich nach dem Anlegen verschwand der Skipper. Die anderen machten sich auf dem Weg
zum Egrypos, das nicht
weit vom Uferweg entfernt liegt. Tonis Pool-Bar sieht man schon von weitem.

 

Im Hafen sehen wir die Fischer bei der Aufbereitung ihrer Netze für den nächsten  Fang.
Als wir an der Taverne vorbei gehen, kommt der Skipper heraus und fragt wohin wir gehen.

 

Wir antworten - ins Egrypos: Er ruft uns nach, dass er nachkommt.

 

 

Ein großes hallo, als sich die ankommende Crew dem Egrypos nähern.
Maria begrüßte uns sehr herzlich.

Auch die Eltern begrüßten uns, sie haben uns nach einem Jahr gleich wieder erkannt.
Toni ist leider erkrankt und meidet, wegen Ansteckungsgefahr die Familie. Maria bewirtet uns mit
einem
Begrüßungsgetränk des Hauses. Maria ist eine hervorragende Köchin und obwohl keine
Gäste im Egrypos
einquartiert sind, ist sie bereit für uns etwaszu kochen.
Die Speisen werden besprochen und was möglich ist, dann bestellt jeder nach seinen Wünschen.
Carula, Tonis Frau fährt auf dem Hof. Rosmarie ruft nach ihr, sie erkennt uns von weitem und
kommt zu uns rüber.
Jeder wird wieder aufs Herzlichste begrüßt.
Maria serviert die bestellten Köstlichkeiten, Gyros, Bifteki, Grillteller, wie gewohnt große Portionen.
Als Vorspeise Knoblauchbrot und Tzaziki. Der Skipper läßt sich für einen paar Minuten sehen.
Er bewundert das Essen, läßt sich Knoblauchbrot und eine Pommes schmecken.
Verschwindet gleich wieder, es geht ihm scheinbar nicht gut.
Jeder ist begeistert vom Essen. Andreas meint er hätte schon lange nicht mehr so gut gegessen,
außer natürlich
an Bord.
Maria unterhält sich mit der Crew über die wirtschaftliche Lage und dass zu wenig Gäste kommen.

Alle haben sie Angst - die Griechen vor der Krise und die Touristen vor den streikenden Griechen.
Doch es ist ein großer Irrtum, denn die Landbevölkerung hat sich nicht verändert.
Sie freuen sich auf die Gäste
aus den anderen Ländern und sind freundlich wie immer.
Monika die Frühstücksdame aus Bayern freut sich über heimatliche Dialekt-Klänge,
auch sie begrüßt die Segler.

Sie lebt seit einigen Jahren in Petriti und will nicht mehr weg. Momentan sind ihre Tochter und
ihre Mutter aus Viehhausen (bei Regensburg) zu Besuch.
Nach und nach werden sie von den ganzen
Familienmitgliedern begrüßt.
Dieter ist davon wieder so beeindruckt, dass er am liebsten doch dieses Jahr

noch einmal nach Petriti fahren möchte.

 

Noch lieber würde er den Rest des Segeltörns sausen lassen und die letzten Tage in Petriti bleiben,
aber das will er Monika und Klaus nicht antun. Wir bezahlen unser Essen - 80,00 EUR -
Der Abschied schmerzt und wir versprechen wieder zu kommen.

Die Crew ist heute vom vielen kreuzen bei herrlichem Wind so geschafft, dass sich alle nach ihrer
Koje
sehnen, nach einem kleinen Verdauungsspaziergang entlang der leeren Strandpromenade.



Überall leere Lokale in denen nur noch Einheimische sitzen und Wirte sehnsüchtig,
nach allem Ausschau halten,
was nach Tourist und Gast aussieht.
Es ist traurig, wie sich der Tourismus in Petriti entwickelt hat.

Wir können nur allen Lesern unserer Reiseberichte bestätigen, dass sich für die Touristen
in Griechenland
nichts geändert hat und alle jederzeit willkommen sind.
An Bord nehmen wir noch einen kleinen Absacker, unter lautem Geschnarche des Skippers.
Der liegt heute einmal im Salon auf dem Sofa und schläft sich gesund.
Monika bedeckt ihn mit einer Wolldecke.

Nach und nach verschwindet einer nach dem anderen in seine Koje.
Nachts kommt heftiger Sturm auf, wir werden zweimal ganz schön durchgeschüttelt.
Rosmarie schaut einmal durch ihre Kabinenluke um nach den Rechten zu sehen.
Heftig schwankende Segelmasten mit und ohne Ankerlichter sind zu sehen.