Segeltörn Balearen 2009
Palma - Camp de Mar - Sa Calobra - El Calo - Cala Macarella - Cala Fornells - Mahon - Cabrera - Mallorca
Unsere Charter-Yacht ist ein Produkt der französischen Werft JAENNEAU, das Modell eine Sun Odyssey 45 -
das gleiche Boot von 2008. Zur Ausstattung gehören 4 Doppelkabinen, die im Heckbereich sehr geräumig ausfallen und
im Bugbereich eher für Paare geeignet sind, die sich nicht aus dem Weg gehen wollen.
Es stehen zwei Toiletten zur Verfügung, die nicht für den Massenandrang geeignet sind.
Dieses Mal wird die Vorausplanung, ein täglicher Wechsel von Marina und Bucht als Anfahrtziel, nicht möglich sein,
da die gewählte Route über die Westküste Mallorca´s nach Menorca nicht immer einen Hafen anbietet.
Die voll ausgestattete Pantry wird jedoch ausreichen, um täglich ein schmackhaftes Essen bereiten zu können,
das im gemütlichen Salon, oder oben in der Plicht, auch Cockpit genannt, eingenommen werden kann.
Mit einer Länge von fast 14 m, einer Breite von 4,37 m und 2,05 m Tiefgang, ist die 45er keine kleine Yacht.
Ein solches schwimmendes/r Gartenhäuschen oder Wohnwagen läßt sich auf dem Wasser nicht wie einAuto fahren.
Die Einwirkungen von Wind, Strömungen, Abtrieb und Wellen kann nicht einfach durch eine
Lenkerbewegung ausgeglichen werden.
Für brenzlige Situationen mit solchen Einflüssen ist das Boot mit einem Bugstrahlruder ausgestattet, das es ermöglicht
dem Boot, durch einen starken Wasserstrahl, am Vorschiff eine Richtungsänderung zu geben.
Ansonsten wird das Boot über zwei Ruderräder, die wechselweise genutzt werden können
und auf das Ruderblatt am Heck wirken, gesteuert.
Zum Antrieb ist die 45er mit einem 55 PS-Dieselmotor ausgerüstet, der bei Marschfahrt, ca. 2200 U/min,
eine Geschwindigkeit von ca. 8 Knoten = 15 km/h bewirkt.
Da wir aber hauptsächlich als Segler unterwegs sind, stehen uns, wie gehabt, zur Fortbewegung ein Großsegel
mit 48 qm und ein Vorsegel mit 53 qm zur Verfügung.
Damit erreichen wir, je nach Windstärke, eine Geschwindigkeit von ca. 10 Knoten.
Für den Landgang, wenn wir in einer Bucht vor Anker liegen, haben wir uns den Luxus eines Außenborders geleistet,
sodaß sich niemand "in die Riemen" legen muß.
Rosmarie, als Co-Skipper, Obersmut und Zahlmeister, geht mit Monika, der 2. Topköchin und Werner zum Einkaufen -
Crew-Verpflegung für die nächsten 10 Tage.
Mit dem Taxi zum größten Supermarkt auf Mallorca Carrefour mit seinem gigantischen Angebot an Lebensmittel - zum
Preis für Einheimische. Mit einem Großraum-Taxi bringen sie die Einkäufe im Wert von 350,- bis 400.- EUR zum Boot.
Alles wird optimal verstaut und die Verpackung anschließend entsorgt, damit kein Ungeziefer an Bord geschmuggelt wird.
Dieter und Konrad übernehmen zwischenzeitlich das Schiff, überprüfen die Vollstä¤ndigkeit der Ausrüstung und lassen
sich technische Einzelheiten erklären, die seit dem letzten Törn in Vergessenheit geraten oder neu hinzugekommen sind.
Starttag zum "Segeltörn Balearen" vom 07. - 17. Oktober 2009
Logbuch 1. Tag, Mittwoch, 07.10.2009
Morgens 3.00 Uhr. Der Airportshuttle holt uns pünktlich 02.50 Uhr in Barbing ab - Monika, Klaus, Rosmarie und Dieter.
Kurz vor 03.00 Uhr sind wir, wie verabredet an der Sparkasse in Neutraubling - Bertrand, Jürgen und Werner warten schon.
Konrad kommt etwas verspätet.
Hubert der Wirt unserer frühheren Stammkneipe "HERZOGSTHEKE" ist der Fahrer des Shuttles.
Als sicherer Fahrer, bringt er uns rechtzeitig nach München zum Flughafen.
Nach dem Einchecken ist noch genug Zeit für ein Abschieds-Weizen am Imbiss-Stand.
Flug und Gepäckübernahme in Palma sind problemlos erledigt - mit 2 Taxi´s fahren wir
zum Hafen Real Club Nautico Palma de Mallorca. Sonja, die Basis-Leiterin, empfängt uns, freundlich wie immer,
dafür bekommt sie die Post, die wir im Auftrag in Deutschland mitbekommen haben.
Die Bootsübernahme an einem Mittwoch ist problemloser, da das Boot nicht verchartert war und übergabebereit ist.
Es ist das gleiche Boot von 2008 - die "Flamenco".
Die Verpflegungs-Einkäufer fahren zu Carrefour - Rosmarie, Monika und Werner.
Um 12.00 Uhr sind sie zurück und der Proviant wird verstaut.
Um 13.15 Uhr sind wir fertig zum Ablegen - angenehm, aus einer fast leeren Marina.
Position 39° 33.5' N 002° 38.5' E
Bei wolkenlosem Himmel und einem 3 Bft-Wind aus SW segeln wir Richtung Cabo Blanco, um dann mit einer einzigen
Wende an Isla Toro vorbei nach NW zu segeln. Durch die ungünstige Windrichtung haben wir etwas Zeit verloren,
als der Wind nachläßt müssen wir der Rest der Strecke nach Camp de Mar motoren.
Wir ankern auf 4 m Wassertiefe vor den angelegten Sonnenplätzen an der Ufer-Promenade von Camp de Mar.
Zum geplanten Einkaufen überzusetzen ist es jetzt zu spät, so konzentrieren wir uns auf einen gemütlichen Abend.
Es gibt kaltes Buffet.
Tagesstrecke 28 Seemeilen - Position 39° 32.0' N 002° 25.0' E
Logbuch 2. Tag, Donnerstag, 08.10.2009
Morgens 7.00 Uhr aufstehen.
Die See ist ruhig, ohne Wind und Wellen, deshalb wird ein Unterwegs-Frühstück vorbereitet. Ablegen um 08.15 Uhr.
Kurs Dragonera, die Dracheninsel, durch die schmale Passage zwischen der Insel und Mallorca, Wind fast 0.
Nach der Passage ins freie Wasser kommt Wind auf, mäßig, aber wir versuchen zu segeln.
Einige Zeit dümpeln wir dahin und fahren weit nach Westen. Um 14.00 Uhr starten wir den Motor, um nicht zu spät nach
Sóllèr zu kommen. 15.30 Uhr sind wir auf Höhe von Sóller und wären beinahe an der Einfahrt vorbeigefahren.
Um die Gegebenheiten im Hafen zu erkunden, drehen wir 2 Runden im Bereich der Ankerlieger und der Anlege-Plätze.
Es ist kein freier Platz auszumachen und da wir außerdem neugierig sind auf die Cala de sa Calobra, die sehr schön sein
soll, fahren wir weiter zu der nicht mehr weit entfernten Bucht.
Der zweite Grund ist das ruhige Wetter, welches uns die Möglichkeit bietet in Calobra zu übernachten.
Um 16.30 Uhr treffen wir dort ein.
Tagesstrecke 57 Seemeilen - Position 39° 51.3' N 002° 48.1' E.
Die Landschaft ist von herber Schönheit - auf der südlichen Seite befindet sich eine kleinere Bucht, die zu dem Restaurant
führt, aber freigehalten werden soll, da dort die Ausflugsboote mit den Hoteltouristen anlanden.
Am Ende des östlichen Buchtbereiches sieht man den gewaltigen Fels-Einschnitt zwischen zwei Steilwänden, durch den,
bei starkem Regen, das Wasser aus dem Tramuntana-Gebirge in die Bucht schießt und damit viel Geröll mit sich bringt.
Dieses begrenzt die Haltbarkeit des Ankers, sodaß wir zur Sicherheit 50 m Kette legen und
für die Nacht eine Ankerwache einteilen - trotz leiser Proteste.
Es wird aber eine ruhige Nacht ohne Probleme, obwohl es manchmal den Eindruck hatte, dass unser einziger Nachbar,
ein Katamaran der anfangs zirka 50 m entfernt ankerte, manchmal etwas näher kam.
Die ganze Nacht brennen die Lichter der Spazierwege entlang der Steilwände.
Dadurch ließ sich leicht die Liegeposition unseres Bootes kontrollieren.
Zum Abendessen gab es Chili con carne - lecker, mit anschließendem Klönschnack und Kartenspiel.
Logbuch 3. Tag, Freitag, 09.10.2009
Morgens 8.00 Uhr aufstehen.
Wir lassen es locker angehen und frühstücken in der Bucht.
Kurz vor 10.00 Uhr gibt Rosmarie Kommando zum Anker aufholen.
Sie steuert aus der Bucht und wir motoren eine gute Stunde, um die Batterien wieder aufzuladen. Alle warten schon
sehnsüchtig auf den leichten Wind, der sich endlich um 11.00 Uhr einstellt - es sollte einen ersten Versuch wert sein.
Nachdem unsere traditionelle Bitte an Neptun, um optimale Segelbedingungen, mit einem Schluck Sherry absolviert wurde,
stieg die Windsärke stetig auf über 4 Bft. aus NE.
Unser Kurs liegt auf Nord und wir genießen die herrliche Gelegenheit mit diesem Wind zu segeln.
Auf der Höhe von Kap Formentor korrigieren wir den Kurs auf SE, um in die Bucht von Pollensa zu fahren.
In diesem Moment meldet sich der Autopilot wieder, wie im vergangenen Jahr, mit einer unerwarteten Attacke.
Obwohl er nicht benutzt wird und auf Standby steht, blockiert der Autopilot das Ruderrad und zieht stark nach Steuerbord.
Wir halten voll auf die steile Felswand von Kap Formentor zu. Schrecksekunden -
wir versuchen mit Krafteinsatz am Ruderrad zu drehen.
Nur mit Mühe gelingt die Korrektur des Kurses zum offenen Wasser, sodaß wir nicht die Leinen loswerfen müssen.
Die Anzeige des Autopiloten blinkt STOPPED.
Dieter drückt den Standby-Knopf und damit löst sich die Sperre auf dem Ruderrad.
Der Schreck sitzt uns in den Gliedern und mit diesem Erlebnis haben wir keine Lust den Hafen von Pollensa anzufahren.
Die Segel werden eingeholt und der Rest der Strecke nach El Calo motort.
Wir ankern in der Bucht auf 4m Wassertiefe, das Boot liegt ruhig bei mäßigem Wind.
Die erste Maßnahme ist - Nerven beruhigen und Stress abbauen - bei einem Bier versuchen wir das Erlebte zu analysieren.
Dieter ruft nicht sofort in der Basisstation in Palma an und beschließt am nächsten Tag erst nochmal zu testen.
Monika übernimmt das Küchenkommando - alle genießen ihr herrliches Essen.
Das Boot liegt sehr ruhig - kaum noch Wind, es wird für die Nacht eine lockere Ankerwache angeordnet.
Tagesstrecke 37 Seemeilen - Position 39° 54.5' N 003° 06.8' E
Logbuch 4. Tag, Samstag, 10.10.2009
Morgens 7.00 Uhr aufstehen.
Ein trüber Tag, schaun wir mal, was kommt - 8.15 Uhr Anker auf - wir legen ab.
Der Himmel ist bedeckt, mit drohenden Wolken über Mallorca NE - kein Wind.
Sofort beginnen wir den Autopilot zu testen und welche Aufgaben wir ihm stellen, er erfüllt alles mit Bravour.
Keine Zicken, kein zaudern - alles klappt.
In der Bahia de Pollenca machen wir noch ein Boje-über-Bord-Manöver und fischen ein Kinder-Surfbrett aus Styropor,
das am Vorabend ein Motorboot in El Calo verloren hatte und wir zufällig wieder auf unserem Weg entdeckten.
Der Kurs zur Südwest-Spitze von Menorca ist genau 90° und die Überfahrt gestaltet sich
vorerst fast ohne Wind, mit Regenschauer und eine Stunde leichtem Dauerregen.
Erst um 14.00 Uhr baut sich ein NE-Wind auf, mit 3-4 Bft - jetzt macht es wieder Spass.
Wir kreuzen vor der Küste, vor schönen Buchten und entscheiden uns dann doch für die Cala
Macarella, die wir vom letzten Mal, wegen schlechtem Wetter, nicht in guter Erinnerung haben.
Vor uns fährt ein Zwei-Master in die Bucht - dann ist er nicht mehr zu sehen.
Erst als wir näher kommen und über Backbord in die Bucht einlenken, sehen wir dieses
schöne Schiff in der Bucht vor Anker liegen.
Unser Anker fällt 50-100 Meter dahinter, auf 6 m Wassertiefe, mit ca 35 m Kette.
Ein herrliches, türkisgrünes Wasser, ohne Bodenbewuchs - eine tolle Badebucht. Entgegen bei unserem letzten Besuch
in 2007 weht nur ein leichter Wind bei 24° Lufttemperatur und es steht kaum noch eine Wolke am Himmel.
Die Küchencrew stellt fest, dass kein Wasser mehr in den Tanks ist,
bei der Bootsübergabe wurde vergessen Wasser zu bunkern, sowas ist bei diesem Vercharterer noch nicht passiert.
Schuld ist der Skipper, weil es nicht kontrolliert hat.
Jürgen und Konrad fahren zu dem Schoner, es ist die "Sir Robert Badden Powell" (Gründer der Pfadfinder-Jugend),
kommen mit dem Skipper ins Gespräch und der füllt ihnen 2 Plastik-Kanister mit Wasser ab.
Damit können wir wenigstens Abspülen und Zähneputzen, nur für die Heckdusche, nach dem Baden reicht es nicht.
Es ist eine romantische Kulisse, als hinter den Masten des Zwei-Mast-Schoners die Sonne untergeht.
Monika bereitet nochmals ein leckeres Abendessen von den gestrigen Resten. Anschließend steht Presi + Asloa
auf dem Plan bzw. Unterhaltung im Cockpit mit Blechbrötchen, Rotwein und Rosé.
Tagesstrecke 62 Seemeilen - Position 39° 55.9' N 003° 56.2' E
Logbuch 5. Tag - Sonntag, 11.10.2009
Morgens 8.00 Uhr aufstehen.
Ein herrlicher Morgen mit Sonnenschein - einladend zum Baden. 8.45 Uhr das Kommando: Anker auf.
Das Nachbar-Boot hat die Bucht bereits 15 Minuten vor uns verlassen.
Die Wettervorhersage verspricht heftige Segelbedingungen und nachdem Batterieaufladen setzen wir die Segel.
Noch bevor unsere traditionelle Bitte an Neptun absolviert wird schickt uns der Gott des Meeres reichlich Wind und
Wellen um die 50 cm Höhe. Kurze Zeit darauf fordern uns 5 Bft Wind und bis 2,5 m Welle zum Segel-Kampf.
Einige Mägen, die gut gefrühstückt haben, werfen Ballast ab.
Über den südwestlichen Wegepunkt müssen wir weit hinausfahren, um für den anstehenden Nordkurs ausreichend
Platz-Reserven zu haben. Es ist ein heißer Ritt, der uns ohne Wende bis an die nordwestliche Spitze von Menorca bringt.
Beim Ost-Kurs in Richtung Fornells, fahren wir parallel zur Welle, die noch immer eine Höhe von 2m haben.
Nach diesem ruppigen Streckenabschnitt sind wir froh und erleichtert um 17.00 Uhr die Höhe
der Einfahrt nach Cala Fornells erreicht zu haben.
Von weitem sehen wir schon die neuangelegten Bojenfelder, die mäßig besetzt sind.
Da wir aber dringend Wasser brauchen, müssen wir einen Anlegeplatz an der Mole oder am Steg finden.
Der Steg des Nautic-Clubs ist belegt bzw. gesperrt wegen Umbauten. An der Stadtmole ist ein Platz mit 3m Tiefe noch frei.
Der scheint ideal, da 3 Schiffslängen weiter ein Felsen mit 1m Tiefe liegen soll.
Das Anlegemanöver gestaltet sich schwierig, da nicht viel Freiraum zum Nachbarn vorhanden
ist und ein Seitenwind mit sicherlich 2-3 Knoten ansteht.
Mit Hilfe von 2 Passanten, die leider keine Segler waren (sie haben sofort die Festmacherleinen
am Poller verknotet), gelingt die Annäherung zur Mole, sodaß 2 Crewmitglieder an Land
springen können und die Festmacher neu ordnen - es ist geschafft.
Das Boot liegt direkt unterhalb dem Leuchtfeuer der Hafeneinfahrt.
Endlich können wir wieder unsere Wassertanks füllen, aber geöffnete Duschen in der Marina gibt es nicht,
da auf Menorca an einem Sonntag Abend im Oktober niemand arbeitet. Hauptsache wir haben wieder Wasser,
deshalb wird an Bord geduscht. Die Naßzellen sind zwar etwas eng, aber es geht - endlich wieder salzfreie Haut.
Heute ist Restaurant-Essen angesagt, also landfein machen und essen gehen.
Zurück an Bord nehmen wir noch einen Scheidebecher - alle sind müde und gehen früh schlafen.
Wegen der streunenden Katzen und Hunde wird noch die Gangway hochgezogen!
Tagesstrecke 61 Seemeilen - Position 40° 04.0' N 004° 08.1' E
Logbuch 6. Tag, Montag, 12.10.2009
Morgens 7.00 Uhr aufstehen.
- wir wollen früh weiterfahren, Kursziel Mahon, es ist für Nachmittag Starkwind vorausgesagt -
NE 6-7 Bft, in Böen 7-8 Bft mit 1 m Welle.
Mahon ist ein schöner, weitläufiger Naturhafen, der sicheren Schutz bietet und den wollen wir rechtzeitig erreichen.
Die Suche in Fornells nach Toiletten, Duschen und einem Hafenmeister, bei dem wir unsere Liegegebühren bezahlen
können, ist auch in diesen frühen Morgenstunden erfolglos.
Wir wollen nicht ohne zu bezahlen den Platz verlassen, doch wegen eines Feiertags auf Menorca - Werner
hat nachgefragt, der Hafenmeister würde in einer halben Stunde kommen, es ist jetzt 08.30 Uhr - auch um 09.00 Uhr
ist noch niemand zum Kassieren bereit. Um 09.30 Uhr geben wir die Hoffnung auf und legen ab.
Nach einer Stunde unter Motor schalten wir den Motor aus und segeln bei anfangs angenehmen 3 Bft nach SE.
Der Wind steigt auf 6 Bft, mit Süd-Kurs und 1,0 m Welle nähern wir uns der Bucht vor der Hafenzufahrt von Mahon.
Nach einigen Kreuzschlägen holen wir bei der roten Fahrwasser-Ansteuerungstonne die Segel ein und fahren unter Motor bis
hinter die neuen Schwimmstege des Nautic-Club und legen an einem leeren Betonkai an -
ein Seitenwind mit ca. 2 Bft macht uns Probleme. Vorwärtsfahrt bei belegtem, luvseitigem Festmacher mit
Unterstützung des Bugstrahlruders bringt uns in die Position zum Belegen der Mooringleine.
Als wir fast fertig sind, spricht uns ein Seglerpärchen an, Bertrand übernimmt die Konversation auf englisch und bemerkt
nach ein paar Sätzen, dass die Leute Franzosen sind und plötzlich funktioniert der Informationsaustausch viel schneller.
Es heißt, dass unser ausgewählter Liegeplatz für ein größeres, zu erwartendes Schiff freigehalten werden soll.
Es ist kein Hafenmeister erreichbar (Feiertag), Probleme wollen wir auch vermeiden, also
verlegen wir das Boot ca. 100 m weiter in eine Lücke zwischen zwei anderen Booten -
und haben wieder Probleme mit dem starken Seitenwind.
Endlich alles klar - Ruhe, ein Anleger mit Blechbrötchen und entspannen.
Ein Crewmitglied ist vorwärts den Niedergang hinuntergegangen, ist ausgerutscht, ist
aufgesessen und hat sich beim Abstützen die Schulter gezerrt! ... wie wenn darüber nicht gesprochen worden wäre!
Die Crew geht in die Stadt, Klaus und Dieter bleiben an Bord. Und das war gut so.
Wahrscheinlich lag die Mooringleine schon länger im Schlick, hat sich gelockert und muß nun
mehrmals nachgespannt werden - bis ca. 100 cm!
Wir fischen uns eine 2. Mooringleine für die Steuerbordseite und liegen damit bedeutend ruhiger.
Die riesigen Frachter und Fähren, die langsam an unserem Platz vorbeifahren erzeugen nur wenig Schwell, dafür nimmt
der Wind beträchtlich zu, die Sturmwarnlampen im Hafen blinken und es kommen Bedenken auf für den morgigen Segeltag.
Die Crew kommt von der Besichtigungstour im Groß-Schiffahrts-Hafen und ohne Einkäufe zurück (Feiertag) -
wir haben kein Trinkwasser mehr - noch nie lag die Planung bei Trink-/Koch-Wasser so daneben wie diesmal!.
Abendessen in einer Pizzeria, anschließend Ausklang an Bord, mit sorgenvollen Gedanken an den nächsten Tag.
Tagesstrecke 36 Seemeilen - Position 39° 53.5' N 004° 08.1' E
Logbuch 7. Tag, Dienstag, 13.10.2009
Morgens 6.30 Uhr aufstehen! - Start 07.00 Uhr - Wind? - wenn, dann müssen wir früh raus -
im Hafen blinken jedoch bereits die Sturmwarnlampen.
Die ganze Nacht hat der Wind gepfiffen und Otto´s Wettervorhersage per SMS ist N-NE 5-7 Bft mit 3m Welle.
Die Crew hat abends noch den Skipper der Sir Robert getroffen. Er sagte, dass er am Dienstag
wahrscheinlich nicht rausfährt und Mittwoch würde der Wind noch stärker werden.
Es ist eine knifflige Entscheidung rausfahren oder nicht. Dieter telefoniert mit der Charterbasis wegen dem neuesten
Wetterbericht und trifft dann den Hafenmeister beim Bezahlen der Liegegebühr.
Beide bestätigen N-NE-Wind mit 6-7 Bft und der nächste Tag soll noch heftiger werden.
Die Sturmwarnlampen im Hafen sind ausgegangen und somit fällt die Entscheidung - wir fahren raus -
jetzt um 08.45 Uhr die letzte Möglichkeit. Die ersten Probleme schon beim Verlassen der Parkbucht, nach dem Lösen
der Mooringleine drückt uns der Wind auf das Nachbarboot. Crew und Bugstrahlruder drücken uns frei.
Während der Fahrt durch den Hafen legen alle die Lifebelt's an und sichern sich mit den Sorgleinen,
damit keiner ungewollt über Bord geht.
Draußen empfängt uns mindestens ein 6 Bft-Wind und die Schaumkronen werden
vom Wind verblasen. Nach der Isla del Aire nehmen wir Kurs auf Cala Mondrago - 245°.
Der Kurs ist nicht zu halten und wir fahren auf 230° um nicht zu stark zu kränken, außerdem luvt das Boot in Böen stark an.
Als das Boot in sekundenschnelle anluft und ins Wellental einer 3m-Welle gedrückt wird, hängt Dieter am Ruder plötzlich
waagerecht in der Luft und kracht auf den Cockpitboden, ohne allerdings das Ruderrad loszulassen.
Schnell wieder auf den Beinen wird der Kurs korrigiert und noch südlicher angesteuert.
Es ist ein Höllenritt, bei dem viel Konzentration notwendig ist und trotzdem wird das Boot und die Crew kräftig geduscht.
Alle Luken, Ventile und der Niedergang sind geschlossen. Konrad und Dieter wechseln sich als Rudergänger ab.
Das Kursziel Cala Mondrago wird aufgegeben und die sichere Bucht von Cabrera als Ziel bestimmt.
Kurz vor Kap de Salinas, als der Wind etwas nachgelassen hat, übernimmt Rosmarie das Ruder.
In der Dämmerung passieren wir aufmerksam die Ostboje des Naturschutzgebietes von
Cabrera und danach den WP 153 - hinter der Isla Horada.
Als die Dunkelheit hereinbricht fährt Dieter die Anfahrt auf den WP 154 - nördlich Cabrera und danach die Einfahrt in die
Bucht von Porto de Cabrera. Es ist stockdunkel - kein Stern, kein Mond.
Das GPS und das rote Backbordlicht der Hafeneinfahrt sind die einzigen Anhaltspunkte für den Blindflug.
Dieter ist am Ruder und Rosmarie interpretiert die GPS-Daten.
Gespenstisch steigen vor dem Boot ab und zu Möven auf, die sicherlich auf dem Wasser schlafen.
Dann sind immer mehr Lichter zu sehen von den Ankerliegern in der
Bucht - also aufpassen, damit wir keinen rammen, der ohne Toplicht an der Boje liegt.
Mit Mühe finden wir eine freie Boje und mit dem vierten Versuch erwischen wir die Mooringboje - allgemeine Erleichterung.
Dieser Tag ist einen schönen Anleger wert - Entspannungsphase und als Belohnung
Monika´s erleichterte Miene. 12,5 Stunden und 100 nm - welch ein Tripp!
Tagesstrecke 100 Seemeilen - Position 39° 10.0' N 002° 58.0' E
Logbuch 8. Tag, Mittwoch, 14.10.2009
Morgens 9.00 Uhr aufstehen - der Hunger treibt uns aus den Kojen.
Ruhetag auf Cabrera - es wird in Ruhe Frühstück zubereitet und der Tagesanfang ohne Hektik genossen.
Konrad bringt alle mit der Gummisau ans Ufer. Fertigmachen zum Wandern - Monika, Klaus und Dieter wandern
zur Burg hinauf. Werner, Jürgen und Bertrand wollen zum Leuchtfeuer auf dem Nordkap der Ziegeninsel wandern.
Rosmarie möchte endlich mal ihre Ruhe haben und bleibt an Bord. Konrad spielt Wassertaxi und bringt die Burgwanderer
ans Ufer bei der Kantina. Anschließend werden die Leuchtfeuer-Wanderer an Land gebracht.
Cabrera ist immer wieder faszinierend mit seiner weitläufigen Bucht,
in der es für die anfahrt-genehmigten Segelyachten keine Anlegestelle gibt.
In der Bucht sind ca. 50 Mooring-Bojen für unterschiedliche Bootsgrößen installiert, die so großzügig verteilt sind,
dass die Boote immer in mindestens 50 m Abstand liegen.
Für jedes Boot, das in Cabrera über Nacht bleiben will, muß vorher eine Genehmigung eingeholt werden.
Kontrolliert wird diese Regel von den Rangern, die für dieses Naturschutzgebiet eingesetzt sind und
die auch die einzigen Bewohner von Cabrera sind.
Es gibt keine öffentlichen Einrichtungen auf diesen Archipel und somit ist die himmlische Ruhe begründet,
die auf den Balearen einmalig ist.
Als wir wieder von der Burg zurückkommen, sitzen alle vor der Kantina, die nicht für die Besatzungen der Segelyachten,
sondern für der ansässigen Ranger ist, bei einem Bierchen, irgendwie hat der verabredete Zeitplan nicht gestimmt.
Die anderen Wanderer machen sich jetzt erst auf den Weg, Konrad bleibt bei uns sitzen
- irgendwie hat Dieter ihm seinen persönlichen Zeitplan durcheinander gebracht.
Wir kaufen uns trotzdem noch ein Glas Bier und Konrad bringt uns anschließend mit der Gummisau zum Boot rüber.
Als am Nachmittag die Sonne gänzlich von Wolken verdeckt ist, weht ein kühler Wind
- sehr unangenehm. Es ist das erste Mal, dass wir auf Cabrera nicht baden!
Irgendwann winken die anderen Wanderer am Ufer - Konrad schmeißt sein Taxi an, holt sie ab und bringt sie an Bord.
Draußen weht in den Abendstunden ein starker Wind und wir merken nachts, wie das Boot vom Wind getrieben wird.
Das Heulen und Pfeifen, in der Nacht, läßt nur die gut schlafen, die weniger gut hören.
Beim leckeren Abendessen, einer Suppenkreation von Monika, mit Kartoffeln und Speck, beschließen wir, wegen des
starken und kalten Windes, nicht mehr nach Cala Pi zu fahren, sondern nach Palma in den Real Club Nautica - ein
zwangloser Stadtbummel in Palma und eventuell ein Ballerman-Besuch scheint eine abwechslungsreiche Alternative zu sein.
Niemand ist dagegen.
Position 39° 10.0' N 002° 58.0' E
Logbuch 9. Tag, Donnerstag, 15.10.2009
Morgens 8.00 Uhr aufstehen zu unserem letzten Segeltag.
Wir lassen es langsam angehen und frühstücken diesmal vor der Abfahrt, denn vor der Bucht von Cabrera weht ein kühler
NO-Wind mit 4 Bft. Per Motor werden die Batterien aufgeladen, damit der Kühlschrank auch wieder seinen Dienst tut.
Die Wellen sind nur noch 0,5 m hoch und es wäre ein angenehmes Segeln, wenn nicht dieser kalte Wind wäre,
der uns schon in Cabrera den Aufenthalt so unangenehm gestaltete.
Zwischen Cabrera und Cabo Blanco sind wir wieder fast das einzige schwimmende Objekt,
nur von SE nähern sich schnell zwei große Kreuzfahrtschiffe.
Es sieht so aus, als würden die Beiden sich ein Rennen liefern, wer als erster in Palma ist.
Auf der Höhe von Cabo Blanco sieht man deutlich wie Einer nach dem Anderen die
Geschwindigkeit drosselt - wahrscheinlich gibt es in der Bahia von Palma de Mallorca für
Kreuzfahrschiffe eine Geschwindigkeitsbeschränkung.
Im Hafen von Palma sehen wir die beiden Schiffe wieder, die schon am Kai festgemacht haben.
Der Wind bleibt uns gewogen bis zur Hafeneinfahrt von Palma.
Bei der Tankstelle, die zuerst aufgesucht werden muß, steht ein Schiff, das aber ablegt als wir uns nähern.
Für die 187 Seemeilen, die motort werden mußten, haben wir 104 Ltr. Diesel verbraucht - Kosten 94,00 EUR.
Das Manöver an unserem Anlegeplatz hat fast perfekt geklappt.
Eine fehlende Festmacherleine muß schnell durch eine vom Boot ersetzt werden.
Nach dem letzten Anleger bzw. Gesamt-Manöverschluck, freut sich jeder endlich wieder eine
feste sanitäre Einrichtung mit heißer Dusche nutzen zu können - welch wohliges Gefühl.
Da es diesmal am Ankunftstag noch keinen Stress mit packen gibt, machen sich alle landfein,
Palma bei Nacht anschauen - schön und interessant wie immer.
Werner und Jürgen sind schon voraus gegangen - Treffpunkt bei "Pablo", dem gleichen Restaurant wie im letzten Jahr.
Nach langer Suche finden wir es überraschend doch noch, aber alles ist besetzt,
deshalb essen wir in einem Strassen-Restaurant etwas Einfacheres - ganz Dieters Geschmack.
Zurück an Bord spielen die Kartler wieder Presi + Asloa.
Tagesstrecke 39 Seemeilen - Position 39° 33.5' N 002° 38.5' E
Logbuch 10. Tag, Freitag, 16.10.2009 + Abreisetag, Samstag, 17.10.2009
Morgens 9.00 Uhr aufstehen - Hafentag!
Heute ist ein Palma-Tag zur freien Verfügung - jeder unternimmt was er möchte.
Nachdem sich alle kultiviert haben, gehen wir gemeinsam frühstücken - in das Straßencafé beim Theater.
Leider ist diesmal sehr viel Verkehrstrubel, weil die Palmen entlang der
Hauptstraße zugeschnitten werden und dadurch Stop-and-Go-Verkehr herrscht.
Das Frühstück ist prima, wie immer, English Breakfest - 6,10 EUR. Der Kellner erinnert uns stark an Dinner for one.
Die Crew verplant sich: Die Damen machen einen Shopping-Bummel durch Palma´s Altstadt.
Bertrand, Konrad, Werner und Jürgen fahren per Bus nach El Arenal, zum berühmten Balenario 6, genannt "Ballermann",
der sich direkt am Strand befindet, getrennt von der Promenade.
Doch gibt es in letzter Zeit Ãrger in El Arenal: viele Einheimische beschweren sich, mit Recht,
über das exzessive, mit viel Lärm verbundene, "Trinken" der Touristen.
So wurde darauf bereits reagiert, indem Lokale nun schon früher schließen müssen
und das Sangria-Saufen aus Eimern strikt verboten wurde.
Unsere 4 Crewmitglieder fahren nur zu Studienzwecken zum Ballermann!
Klaus und Dieter faulenzen, bewachen das Boot, kaufen an der Tankstelle einige Sachen für den
Abend an Bord ein. Dieter schreibt das Logbuch fertig und packt die beiden Reisetaschen.
Beide beobachten die nacheinander eintreffenden Boote in der Basismarina und bewundern das
Anlegemanöver des Nachbarbootes mit einer polnischen Mannschaft.
Nachdem alle wieder an Bord sind, gibt es ein Reste-Essen, dabei tauchen jede Menge Kanister
und Flaschen mit Trinkwasser aus den Stauräumen auf, die wir in Mahon schmerzlich vermißt hatten.
Seltsam ist, dass niemand dieses Wasser nach dem Einkauf verstaut hat.
Bei uns an Bord kommt keine Stimmung auf und nachdem die Törnfeier auf dem Nachbarboot
fröhlich herüber klingt, verschwindet die halbe Crew so pö a pö nach nebenan.
Beurteilung nach dem Kölschen-Grundgesetz §1: Et es wie et es!
Morgen ist Abreisetag: Flug 09.40 Uhr - Taxii˜s kommen um 07.30 Uhr.
Gesamtstrecke 420 Seemeilen
Wir treffen uns auf Position: 49° 00' N 012° 11.7' E
Kommentare der Crew:
Rosmarie:
Wenn jemand glaubt, er hätte schon alles erlebt, der irrt. Wir hatten auch bei diesem Törn
Situationen, die keiner von uns noch einmal haben muß. Neulinge die Erfahrung sammelten, vielleicht,
für ein nächstes Mal und Erfahrene, die glaubten schon alles zu können.
Dieser Törn sollte wegweisend für den Nächsten sein.
Bertrand:
Das Segeltörn war von A bis Z ein Riesenerfolg und die Erlebnisse haben sich angehäuft.
Für mich das Ganze sehr fantastisch und ich werde davon eine lange Erinnerung behalten.
Vielen Dank an euch beiden. BP
Monika:
Mein erster Segeltörn - unvergesslich! Weit und breit kein Land zu sehen und unter den
Füßen, nur WWW=Wasser, Wellen, Wind.
Die Landschaft und die schönen Buchten haben mich beeindruckt.
Dieter und Rosmarie herzlichen Dank, dass ihr mich bei haushohen Wellen in den
sicheren Hafen gebracht habt. Trotz allem war es für mich ein schönes, bleibendes Erlebnis.
Klaus:
mir hat es sehr gut gefallen. Es war ein sehr schöner und harmonischer Segeltörn.
Vor allem diese wunderbaren Buchten und kleinen Städtchen.
Eine Anmerkung von einem Langgedienten - es wäre besser, wenn jeder an Bord eine feste Aufgabe erhält,
dann hört das unnötige Rumgelaufe auf.
Ich bin auf jeden Fall wieder dabei, wenn ich darf.
Jürgen:
Es war wieder ein hervorragend, geplanter und gut ausgeführter Törn.
Der Wettergott meinte es wieder einmal gut mit uns und Neptun zog alle Segelregister.
Auch für das leibliche Wohl war gut gesorgt.
Leider verging die Zeit viel zu schnell, wie ein guter Segelwind.
Ich träume und freue mich schon auf den nächsten Törn.
Besten Dank an die ganze Crew.
Dieter:
Beim Schönwetter-Segeln gibt es keine Probleme und die weniger erfahrenen,
neuen Teilnehmer lassen sich leicht ersetzen.
Wir haben erlebt, dass bei stärkeren Winden jede Hand an Bord gebraucht wird und sich
jeder auf seine Kenntnisse besinnen muß, darüber sollte in der Vorsegel-Zeit öfter diskutiert werden.
Danke an die ganze Crew.
Nach dem Kölsche Grundgesetz - bis zum nächsten Mal - §2: Et kütt wie et kütt!