3.Tag - von Plataria nach Sagiada

Andreas meldet Probleme mit der Toilette im Vorschiff. Es läst sich nicht richtig abpumpen,
vielleicht ist der
Fäkalientank voll!?
Nicht unser Problem - das muß der Eigner klären, sobald er wieder an Bord ist.

Monika macht sich auf den Weg frisches Frühstücksbrot zu kaufen und bringt noch Honig,
Milch und Wurst mit, natürlich nicht von der Bordkasse bezahlt.

 

Gemütlich sitzen wir am vollgedeckten Frühstücktisch und lassen es uns schmecken.
Immer wieder werden die Vorfälle vom gestrigen Tag beredet.
Nach dem Frühstück ist der Abwasch schnell erledigt und alles wieder in den Schränken
und Kühlschrank verstaut.
Wir warten auf die Ankunft des Skippers, der erst gegen 11.00 Uhr
kommt, mit einem Korb voll mit frischem
Salat, Gemüse und Fleisch aus seiner Heim-Gefriere.

   

Die Meeresgötter verabschieden uns aus Plataria.
Die Partnerin des Skippers  verabschiedet sich und wünscht uns noch einen angenehmen Törn.
Wir empfinden es als
sehr schade, dass sie nicht weiterhin an Bord bleibt, weil sie eine sehr
umgängliche, angenehme Person ist, im Gegenteil zum Skipper.



Wir legen ab, laut Skipper mit Kurs Richtung Festland Albanien. Dieter meldet gegen
dieses Vorhaben nochmals Bedenken
an, was von ihm als Vorurteil abgetan wird:
"Was habt ihr Deutschen immer gegen Albanien". Wir merken noch nicht, dass er uns verarscht!

Wogegen in allen Fachzeitschriften und Hafen-Handbüchern vor unangemeldetem Anfahren
von albanischen
Häfen gewarnt und abgeraten wird. Er selber erzählte uns von einer Fahrt
in einen albanischen Hafen,
wo von den Behörden, die an Bord kamen, erhöhte Gebühren
von der Crew verlangt wurden.
In diesem Moment sollte erwähnt sein, dass unser
Charterboot zwar unter griechischer Flagge fährt, aber der

Eigner und Skipper weder Grieche noch Deutscher ist.
Uns war nicht besonders wohl bei dem Gedanken an das angekündigten Ziel.

Regen und immer wieder Regen begleitet die heutige Fahrt - es ist unangenehm, naß und kalt.
Die Männer sind im Cockpit und am Ruder, die Damen verbringen die Zeit im Trockenen, mit
schlafen,
lesen und erzählen - sie unterhalten sich über den seltsamen Humor des Skippers,
der Ihnen mitteilte:
"In "Albanien" müssen die Frauen zur Anmeldung zum Hafenmeister, der erst
nach einer Begutachtung
der Frauen eine Genehmigung erteilt". - Humor, nicht aus unserer Welt! -

 

 

Kurz vor unserem Ziel kreuzen wir, etwa auf Position 39° 35' N  020° 08' E, den Bereich, wo der Fluss
Kalamas (Fluss der Kinder) ins Meer strömt.

 

Hier färbt sich das Wasser, durch die eingeschwemmten Mineralien und Sand, in ein helles Beige,
ein toller
Kontrast zu dem tiefblauen Meerwasser, was auch auf unseren Fotos gut zu erkennen ist.
Die Wassertiefe beträgt hier stellenweise weniger als 3 Meter und wird zur Küste hin schnell flacher.
An manchen Stellen die noch seichter sind, sieht man langgestreckte, angelegte Muschelbänke.



Es wird vermutet, dass der Bereich des Flusszulaufes immer mehr verlanden wird.
In einem Abstand von ca. 1 Seemeile vor unserem Ziel Sagiada stoppen wir und gehen vor Anker
- Pause und Essen kochen!

 

Wie wir vorher schon bemerkt haben, spricht der Skipper nie über seine Tagespläne, wir werden
stets damit überrascht, was vermutlich daran liegt Ziele zu wählen, wohin der Wind günstig steht.

 

Der Skipper, Monika und Andreas bereiten das Mittag-/Nachmittagessen - Spaghetti mit
Thunfischsoße
und Salat.
Rosmarie sitzt mit einem Teller mit Spaghetti, Thunfischsoße und einer Schüssel Salat

oben unter der Sprayhood. Dort wird sie beim Essen vor dem Regen halbwegs geschützt.
Heute, bei dem bewegten Wasser, würde sie es nicht schaffen, ohne Opfergabe, unten zu essen.
Der Rest der Mannschaft genießt das leckere Essen unten im Salon.
Danach ist wieder SIESTA, bevor wir auf den Hafen zufahren.

 

Unter leichtem Nieselregen erreicht das Boot eine enge, gemauerte Hafeneinfahrt,
Gegenverkehr würde
hier nicht funktionieren.
Mittig im Hafenbecken, das laut Hafenhandbuch nicht sehr tief sein soll

- ca. 2 Meter, fällt der Anker, um Rückwärts an der Außenmole festzumachen. Die Leinen
befestigen wir an einer durchlaufenden Kette, die durch ösengebogene Armierungen geschlauft ist.

Verträumt liegt das kleine, angebliche albanische, Fischerdorf unter tiefhängenden Regenwolken.
An den
griechischen Buchstaben auf den Gebäuden erkennen wir, dass der Ort, umringt von
Bergen und Wasser,
nicht in Albanien liegt.
Es scheint den Skipper sehr zu belustigen, uns damit "zu verarschen".

Der Himmel ist wettermäßig tief dunkelblau-grau gefärbt. Das grünwirkende Meer bildet einen
seltsamen
Kontrast. Alles wirkt düster und unheimlich, es sind keine Menschen zu sehen.
Neben uns ist ein vergammeltes Fährboot festgemacht.
Der Skipper verläßt das Boot, um nach seinem Freund Dimitri zu schauen. Alles wirkt so verlassen.
Nur einige kleine Fischerboote säumen das Hafenbecken.
Auf der Ostseite sehen wir 2-3 Speiselokale, alle scheinen geschlossen zu sein.
Keine Touris, keine
Einheimischen.
Ein Mann in dunkler Kleidung kommt die Mole entlang auf das Boot zu, sieht nicht gerade
freundlich aus.
Schweigend geht er grußlos vorbei.
Am Ende der Kaimauer ist nichts außer einer Laterne und Backbordlicht der Hafeneinfahrt,
deshalb kommt er nach einiger Zeit wieder zurück,
um wiederum schweigend vorbei zu gehen.
Es werden viele Foto's geschossen um diese Weltuntergangsstimmung festzuhalten.
Der Skipper kommt enttäuscht zurück, denn sein Lieblingslokal, bei dem er wahrscheinlich auch
Provision
bekommen hätte, ist geschlossen, hat aber Ausschau nach einem geeigneten
Restaurant-Ersatz gehalten.

 



Um 20 Uhr nützen wir einen regenfreien Moment um trockenen Fußes in das ausgewählte Lokal
zu kommen.
Von 20 Tischen sind 2 besetzt. Orang-gelbes Licht von der Decke, läßt darauf
schließen, dass
das Essen besser zur Geltung kommen soll, als es ist. Na ja.
An einem großen Tisch finden alle Platz und werden mit Wasser und schlechtem Weißwein versorgt.
Retsina gibt es nicht - wir trinken ja zu hause mehr Retsina, als wir in Griechenland bekommen!?
Der Skipper bestellt wieder mehrere Vorspeisenteller, nicht so viel wie voriges Mal ermahnt die Crew.
Was von: "nicht so viel" hat er wohl nicht verstanden?
Es kamen doppelt so viele Teller wie am ersten Abend auf den Tisch.
Schafskäse überbacken, Tzaziki, Schafskäsetzaziki, Sakala (Kaugummikäse, der gut schmeckt),

 

Salatteller, gebackene Zucchini, Oktobussisalat, Gyrosteller mit Pommes, Pommesteller,
großes Steak,
2 mittelgroße Fische ohne Gräten - in Teig gebacken.

 

Andreas drückt mimisch unsere Begeisterung für das Essen aus.
Das alles für 78,50 EUR für 6 Esser. War akzeptabel, aber wir haben schon besser gegessen.
Es regnet in Strömen, Wasser läuft durchs Lokal,
der Skipper hat Angst um sein Boot, nicht ganz unberechtigt.

Für einige Augenblicke fällt der Strom in dem Lokal aus.
Wir warten den Regen ab, um wieder halbwegs trocken
aufs Boot zu kommen.
Die Dunkelheit ist unheimlich. Die nur geringe Straßenbeleuchtung weist uns den Weg zum Schiff.
Nach einem kleinen Absacker an Bord fallen alle müde in ihre Kojen.