7.Tag - Vidho / Benitses

Monika bricht ihre Vorsätze, immer als erste in der Kombüse zu sein.
Rosmarie setzt schon einmal das Kaffeewasser auf und verschwindet
kurz in der Naßzelle um sich frisch zu machen. Andreas hilft beim Frühstück machen.

 

Diese Ruhe, nicht die kleinste Welle bringt das Boot ins Schwanken.
Man könnte meinen an Land zu sein.
Der Skipper macht Schinkenomelett.
Brot ist etwas knapp geworden, aber es reicht trotzdem alle satt zu bekommen.

 

Der Skipper und Dieter genießen das kühle Naß und setzen mit einem Sprung ins Wasser die
wenigen Fische
in Panik - ein herrliches Gefühl den Kopf vom gestrigen Abend zu kühlen.
Die ausgelegte Reuse wird geborgen, ohne Fische - so eine Überraschung!?
Einige Kühe und Schafe weiden an den Berghängen und von weitem hört man Hundegebell -
sehr idyllisch.

Gemütliches Beim-Frühstück-sitzen.

 

Im Cockpit wird der Fernseher wieder angeschaltet, unsere Nachbarlieger machen einen
Familienausflug
im Dinghi.
Vier, mit Schwimmwesten ausgestattete, Crewmitglieder fahren unter Motor die Bucht ab.

Am Ufer halten sie an, steigen aus, um kurze Zeit später wieder einzusteigen und weiter zu fahren,
suchen sich ein neues Ziel, dann das gleiche Spiel wieder. Aussteigen - Beine vertreten, einsteigen.
Dann gehts zurück zum Boot. Sie brauchen einige Anläufe um am Boot mit dem Dinghi festzumachen.
Fotomotive für die Crew - aber Dieter glaubt sich erinnern zu können solch ein Manöver schon einmal
woanders beobachtet zu haben, ebenfalls mit einer englischen Crew.

 



Auf geht's - die letzte Fahrt beginnt. Anker aufholen. Dieter steht am Ruder und fährt das Boot
sicher an der
Fischzuchtstation entlang ins frei Wasser. Eine große Anzahl von Möven sitzen

 

auf den Fischfuttersäcken am Ufer, picken Löcher in die Säcke und ernähren sich von Fischfutter.

 

 

Der Skipper führt uns seinen Staubsauger vor.

Er saugt im Salon die Scherben eines Glases auf, das er fallen ließ.
Es weht ein mäßiger Wind aus NW mit 2 Beaufort, also Segel setzen.

 

Unser "Windflüsterer" zupft an den
Segeln und bringt das Boot auf eine Geschwindigkeit von 3 Kn.
Dieter schaut ihm interessiert zu, verzichtet aber darauf Fragen zu stellen, weil die Art der Antworten
erfahrungsgemäß herablassend erfolgen würden. Mit 3 Knoten gleiten wir gemütlich so dahin.
Trotz Sonne pur ist es doch, jetzt um 10.00 Uhr, noch etwas schattig.



 
Der Skipper legt sich nochmal aufs Ohr. Seine letzte Anweisung:
"Haltet den Kurs so bei, sollten wir
langsamer werden als 3 Knoten, dann gebt Bescheid".
Der Wind wechselt ständig in seiner Stärke,
dem entsprechend auch unsere Fahrt.
Als wir nur noch 2 Knoten Fahrt machen, geben wir Meldung und der Skipper kommt sofort an Deck.
- Und die Schreierei beginnt: "Die sitzen alle nur rum und sehen nicht wo der Wind herkommt und der,
er deutet auf Dieter, schaut sich auch nur die Gegend an und tut nichts!".

 

 

Nur, eine Erklärung - Erleuterung von ihm folgt wieder nicht. Ich hätte wirklich nicht gewußt, wie die
Segelstellung hätte korrigiert werden müssen. Meine Lösung wäre Motor -
"Unterwassergenua" gewesen. Aber das war nicht erlaubt, denn,
wie er uns klarmachte, sind alle Skipper, die ein Segelboot per Motor bewegen - Blödmänner.

Wir schütteln alle nur mit dem Kopf - was wir von diesem Typen alles hinnehmen ist haarsträubend.
Wie immer wissen wir auch heute nicht welches Ziel wir ansteuern. Aber wir haben gemerkt, dass
er das oft
selber nicht wußte, weil seine kostensparende Devise ist, dahin zu fahren,
wo es der Wind erlaubt.
Den geflügelte Spruch:
"Der Weg ist unser Ziel", kenne ich schon länger, aber neu ist: "Der Wind ist unser Ziel".
Die größten Idioten, nach seiner Meinung, sind Urlaubssegler, die Zuhause schon Daten
in ihre GPS-Geräte
eingeben und somit schon vorher festlegen wohin sie fahren wollen.
Wir hatten uns vorgenommen dem Skipper nicht vorzuschreiben wohin gesegelt wird, allerdings mit
einer
Wunsch-Vorgabe, Assos zu besuchen, eine wunderschöne Bucht im Norden von Kefalonia.
Nun, Assos liegt 50 Seemeilen südlich von Korfu und wenn der Wind nicht günstig gestanden hätte,
wären Dieselkosten angefallen, die er von der Bordkasse hätte bezahlen
müssen.
Also lehnte er die Fahrt, mit einem verächtlichen Lachen ab - das ist für eine Woche Charter zu weit.

Wir haben Assos auf unsere früheren 1-wöchigen Segelörns schon zwei Mal angefahren.
Statt dessen mußten wir mit seinen düsteren "Albanien-Orten" vorlieb nehmen,
die wir bei unseren eigenen
Törn's nie angefahren hätten.
Aber auch Erfahrungen dieser Art sind für uns wichtig und deshalb im nachhinein akzeptabel.

 



Unser nächstes Ziel ist Vidho, eine kleine Insel vor der Stadt Korfu mit ihrem Groß-Hafen.
Schon während der  Anfahrt bereitet der Skipper das letzte Mittagessen vor und steuert uns in eine
traumhafte, kleine Bucht mit türkisklarem Wasser und
herrlichem Blick auf Korfu-Stadt und den Anlegekai der großen Kreuzfahrtriesen.

 

Zwei Kreuzfahrtschiffe von MSC und TUI haben dort angelegt und sind mit dem Panorama
von Korfu herrliche Fotomotive.

Der Skipper läßt zum letztenmal die Schiffsglocke zum Mittagessenfassen ertönen.
Hähnchen, vorher angebraten, dann für kurze Zeit in den Schnellkochtopf und für die knusprige
Haut
nochmal in den Backofen. Dazu gab es Risipisi. Gar nicht Monika's Geschmack.
Sie macht sich noch die Reste von den Serviettenknödel und dem Putengeschnetzelten warm.
Den anderen schmeckt das Essen. Alles wird verspeist. Monika bietet noch ihr Resteessen an und
findet in Andreas einen dankbaren Abnehmer und sorgt zum letzten Mal für eine saubere Pantry.
Zur Entspannung gibt es noch einen Kaffee. Vom Cockpit genießen wir die tolle Aussicht,
die heiße Sonne
und fotografieren, die für ihre Fasanen bekannte kleine Insel.

 

Der Skipper schläft im Salon. Leider ist kein Bier mehr an Bord. Dieter trinkt den restlichen Retsina.
Klaus hält sich an Kaffee von zu Hause.

 

Ein Fischer legt in der Bucht, fast neben uns, eine Boje aus an der sein Netz befestigt ist
und zieht es dann
im weiten Bogen um die Inselspitze.
Auf der Insel läßt sich der erste Fasan blicken, mit seinem Harem.

 

Ein Flugzeug, zeichnet seine Spur in den blauen Himmel und bringt, hoffentlich viele, neue Gäste.
Ein Katamaran geht mit etwas Abstand zum Fischernetz vor Anker.
Dieter hat ihn auf das Netz
aufmerksam gemacht und er ankert mit mehr Abstand.
In der Ferne erkennen wir kleine Krönchen auf dem Meer - gute Segelbedingungen.

 

 

Der Felsen neben uns im Wasser sieht aus als würde dort ein Krokodil lauern. - Ruhe vorbei. -

 

Der Skipper stürmt nach oben - Anker auf - Segel gesetzt , ab in Richtung Ausgangshafen Benitses.
Andreas fährt uns größtenteils zurück, es macht ihm sichtlich Spass bei diesem schönen Segelwind,

 

der
einigemale "kreuzen" erfordert, um Benitses zu erreichen.
Wir legen an der gleichen Stelle backbords an.
Es klappt ganz gut, ist aber auch nicht so einfach,
weil die Stirnseite des Anlegesteges mit 4 Meter Breite
recht schmal ist im Verhältnis zur Bootslänge.
Für die 5 Crewmitglieder war dabei nichts zu beanstanden.

 

Aber der Skipper läßt all seinen Unmut wieder an Andreas aus. Als Andreas an Land springt um die
Festmacherleine zu befestigen nimmt er versehendlich die falsche Leine und dann belegt er die
Zweite auch nicht gleich richtig - für den Skipper wieder ein Anlaß zu übertriebener Kritik.
Der Skipper verläßt uns wortlos und wir sitzen alle wie begossene Pudel rum,
was soll's -
es ist der letzte Abend.
Dieter ist heil froh, dass dieser Törn endlich zu Ende ist.

Wir wollen uns den letzten Abend nicht vermiesen lassen. Wie es immer auf unseren eigenen
Segeltörns üblich war, trinken wir gemütlich einen "Anleger" - Sherry, Rosé und Kaffee. Schade,
dass der Skipper von diesem Brauch nichts hält.

Plötzlich taucht der Skipper mit einigen Dosen Bier auf, um auch gleich wieder zu verschwinden.
Andreas bekommt von Dieter erklärt was Mooring- und Ankerliegen bedeutet.
Monika packt schon die Reisetaschen.
Ein Rundgang durch den Ort ist der
einhellige Beschluss - also los. Wir schlendern am Strand entlang.

 

 

Trostlos - fast jedes zweite Haus (Hotel, Gaststätte) ist geschlossen, steht leer und vergammelt.
Es Ist traurig, denn es war hier einmal eine Hochburg der Engländer.
Uns wurde erzählt, dass die Griechen schnell reich werden wollten, erhöhten die Preise, mit dem
Ergebnis,
das die Engländer weg blieben. Dann kamen die Ostblocktouris.
Da verlangten die Griechen noch mehr
Geld um sie wieder loszuwerden.
Jetzt warten sie auf Beide und Keiner kommt.

Am Ende der Straße erblicken wir eine tolle, gepflegte Appartmentanlage, mit Terrasse und Strand,
der ein wenig Pflege brauchen könnte. Es ist unverständlich, überall ist dieser Schmutz,
der Touristen
abschreckt muß - warum tun die Griechen nichts dagegen?
Warum nehmen sie sich nicht an den Spaniern, Kroaten oder Italienern ein Beispiel, deren
überwiegend
sauberen Strände sind übersäht mit Sonnenhungrigen aus allen möglichen Ländern.
Auf dem Spaziergang entdecken wir nur 3 Speiselokale die einladend wären um dort zu essen.

 

Dieter gibt Monika, Rosmarie und sich ein Eis aus.
Das ist auch so ein Knackpunkt - 1 Eiskugel kostet 2,00 EUR. - etwas billiger, dann würden sie
sicherlich
mehr davon verkaufen, wenn mehr Touristen kommen würden, aber die bleiben,
bei den Preisen,
einfach weg und die da sind essen weniger Eis, weil es zu teuer ist!

Reisetaschen packen an steht an, das macht sonst Dieter der diesmal noch keine rechte Lust zeigt.
Kurz vor 20.00 Uhr sind wir auf dem Weg zum Lokal - das gleiche wie am Ankunftstag.
Heute Abend ist
Käptensdinner und laden den Skipper zum Essen ein - unter so manchem Protest.

 

Wie immer werden Vorspeisenteller geordert und auf einem großen Tisch nahe dem Eingang verteilt.
Oktopusssalat, Tintenfisch, Tzatziki, Fischeiercreme, Bifteki, Kaugummikäse gegrillt
(schmeckt aber gut),
Stifádo - Rindfleisch mit Makkaroni, Salat, Knoblauchbrot, Rot- + Weißwein
(in Griechenland gibt es
keinen Retsina!), Wasser und Bier.

 

Und einen Ouzo zum Abschluss des Essens gibt es auch nicht mehr - verlorene Tradition!
Monika macht sich über das Speiseöl her - ganz alleine.
Die Zeche macht gemeinsam 80,00 EUR mit Trinkgeld.
Randvoll gesättigt verlassen wir das Lokal und genehmigen uns noch einen Schluck an Bord.
Der Skipper erzählt wieder von seinem Leben, als Koch in England, von Eltern und Geschwistern.
Er findet gar kein Ende, obwohl es niemanden interessiert.
Um 23.00 Uhr löst sich die Abendgesellschaft auf und verschwinden zum letzten Mal in den Kojen.